Euregio „Saar-Lor-Lux“

Die Themenfahrt 2019 der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte (LGPZ) führt in die Euregio SaarLorLux. Die 40-köpfige Reisegruppe wird in Vorträgen und Diskussionen, in Besichtigungen und Beobachtungen viel erfahren über die Geschichte Europas, über die vielen Konflikte, Probleme und Fragen, aber auch über die Hoffnungen auf ein gemeinsames, friedliches Europa.

 
 

Nachdem in den letzten Jahren wieder verstärkt Grenzen in Europa betont oder neu errichtet werden – um nur den Brexit und den Katalonienkonflikt zu nennen, stehen die Fragen im Vordergrund, wo und wie in Europa Grenzen überwunden werden und eine grenzüberschreitende Kooperation funktioniert. 

Aachen und der Karlspreis

Die erste Station der Reise ist Aachen. Der geschichtsträchtige Dom wird besichtigt und es wird im Rathaus einen Vortrag von der „Stiftung Karlspreis“ geben.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen, der 1950 erstmals vergeben wurde, ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben.

Zum Namensgeber für den Preis wurde Karl der Große, der als erster Einiger Europas gilt und der Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz wählte; damit wurde eine Brücke zwischen europäischer Vergangenheit und Zukunft geschlagen.

Es ist spannend, über die europapolitische Wirkung des mehr als 50 Mal vergebenen Preises zu erfahren und die Absichten dabei auch zu hinterfragen.

Der erste Tag der Reise endet im Hotel in Saarlouis, von dort geht es an den nächsten Tagen zu weiteren spannenden Orten der europäischen Entwicklung.

Der Stadtname lässt es erahnen: Saarlouis zeichnet sich durch eine spannende und wechselvolle Geschichte aus. Sie beginnt mit dem Namen „Sarre-Louis“ nach dem französische König Ludwig XIV. (Louis XIV), wurde nach der französischen Revolution „Sarre-Libre“ genannt und fiel nach dem Wiener Kongress an Preußen, „Preußisch-Saarlouis“ genannt. Nach 1918 wurde Saarlouis von Frankreich besetzt und nach einer Volksabstimmung 1935 Teil des Deutschen Reichs, dann „Saarlautern“ genannt. Nach 1945 war Saarlois Teil des Saarstaates und wurde wie das Saarland 1957 Teil der Bundesrepublik Deutschland.

 

Saarbrücken – die Hauptstadt des Saarlandes

Saarbrücken, die Landeshauptstadt des Saarlandes,  ist Zentrum und Regiopole eines Ballungsraumes, der sich über die saarländisch-lothringische Grenze hinaus erstreckt. Eine Stadtbesichtigung ist am zweiten Tag vorgesehen. Im Saarländischen Ministerium für Finanzen und Europa erfährt die Reisegruppe der LGPZ Interessantes zur Entwicklung einer ganz besonderen Art der Zusammenarbeit auf der Ebene der Städte und Gemeinden in der grenzüberschreitenden „Euregio SaarLorLux“.

Die Region Saar-Lor-Lux beruht auf der Vereinbarung zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland, der Französischen Republik und des Großherzogtums Luxemburg über die Zusammenarbeit in den Grenzgebieten vom 16. Oktober 1980. Für die Förderung der wirtschaftlichen, kulturellen, touristischen und sozialen Entwicklung dieser Region arbeiten Behörden und Institutionen grenzüberschreitend zusammen.

Die Montanunion – Wurzel der europäischen Union

Die 1951 gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, kurz offiziell EGKS, auch Montanunion genannt, war ein europäischer Wirtschaftsverband und damit der Beginn einer europäischen Verständigung und Zusammenarbeit – erstmals wurden nationale Hoheitsrechte an eine supranationale Behörde übergeben. Deshalb wird die Völklinger Hütte besucht und besichtigt, 1968 noch mit 17.000 Beschäftigten, heute ein weitläufiges Museum und Weltkulturerbe.

Der gravierende Strukturwandel der letzten Jahrzehnte wird im Mittelpunkt des Gesprächs mit dem Landtagsabgeordneten Eugen Roth (SPD) stehen, er ist stellvertretender DGB-Vorsitzender Saarland/Rheinland-Pfalz.

 
 

Luxemburg und die Finanzen der EU

Der dritte Tag führt die Reisegruppe nach Luxemburg, wo eine Führung durch die Altstadt sowie das Kirchberg-Viertel mit seinen imposanten Neubauten mehrerer Institutionen der EU geboten wird. Im Europäischen Rechnungshof (ECA) wird über Finanzentwicklungen und die Kontrollen in der EU informiert. Dazu ein aktueller Bericht aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.

Dabei stehen für die Gruppe nach der letztjährigen Themenfahrt nach Malta die Fragen nach Korruption, Umgang mit weltweiten Schwarzgeldflüssen und Pass-Verkäufen im Mittelpunkt des Interesses.

Europäische Institutionen mit Sitz in Luxemburg:

Bedrückende Erinnerungen an den 1. Weltkrieg

Der folgende Tag führt zu bedrückenden Stätten des 1. Weltkriegs, nämlich nach Frankreich in die Region Verdun. Verdun ist Inbegriff für die Sinnlosigkeit eines Krieges und speziell für den verlustreichen 1. Weltkrieg mit seinem ungeheurem Materialaufwand und ganz besonders zahlreichen Menschenleben. Die Schlacht um Verdun dauerte von Feb. bis Dez. 1916 und kostete das Leben von rund 700 000 jungen Männern.

Die Gruppe wird einige bedrückende Erinnerungsstätten wie die Ruine des Forts Douaumont und das Beinhaus aufsuchen und sich im Memorial – eine zur 100-Jahrsfeier neu konzipierte Dokumentationsstätte – mit dem damaligen Geschehen auseinandersetzen. Verdun ist besonders für die Franzosen der Referenzrahmen für die Versöhnung mit den Deutschen und zählt damit auch zu den wichtigen ideellen Grundlagen für die Gründung und Entwicklung der EU.

Das Programmende dieses Tages bildet eine Besichtigung von Metz, einer Stadt, wo auch heutige noch die mehrfach wechselnde Herrschaft zwischen Deutschland und Frankreich spürbar ist.

 

Villeroy & Boch – ein europäisches Unternehmen

Der letzte Höhepunkt der Reise führt am Abreisetag in die „Erlebniswelt“ der bekannten Porzellan- und Keramikfabrik Villeroy & Boch in Mettlach. Diese jahrhundertealte Firma ist wie ihre Besitzerfamilien von ihren Anfängen bis heute europäisch geprägt, nicht zuletzt mit Standorten dies- und jenseits der Grenzen, und bildet deshalb einen stimmigen Abschluss der Jahresfahrt 2019.

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