Auf der Hinfahrt ist Aachen unsere erste Station, wo für uns Karl der Große im Zentrum des Interesses steht, der bereits im Mittelalter als „Vater Europas“ bezeichnet wurde und die überragende Gestalt der gemeinsamen Geschichte der Deutschen und Französen ist. Karl erhielt im Jahre 800 als erster nordwesteuropäischer Herrscher vom Papst die römische Kaiserwürde, nachdem er das Frankenreich im 8. Jh. zum größten zusammenhängenden Herrschaftsgebiet, das auf dem Boden des untergegangenen weströmischen Reiches existierte, geführt und zugleich als „Schutzherr der Christen“ dem Papst mehrfach militärischen Beistand geleistet hatte. Karls Lieblingsort war Aachen, wo er auch in der Pfalzkapelle im Jahre 814 beigesetzt wurde. Diese Kapelle bildet den Kern des Aachener Doms, wo u.a. mit Säulen, die eigens aus dem antiken Rom über die Alpen hierher transportiert und neu verbaut wurden, das Bemühen der „Translatio Imperii“ veranschaulicht wird, nämlich die Übertragung der römischen Herrschaft auf die Karolinger und ihre Nachfolger im „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Besonders eindrucksvoll ist auch der Thron Karls des Großen im Aachener Dom, dessen Platten und Stufen ebenfalls aus dem römischen Reich bzw. der Grabeskirche in Jerusalem stammen und auf dem noch 27 Nachfolger Karls des Großen gekrönt worden sind.

Im Aachener Rathaus, das auf den Grundmauern der karolingischen Königsaula steht, werden wir einen Vortrag der „Stiftung Karlspreis“ hören. Der Internationale Karlspreis zu Aachen, der 1950 erstmals vergeben wurde, ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Es ist erstaunlich, wie aus der Initiative einiger Aachener Bürger eine solch renommierte Institution geworden ist. (Werner Damm)