Der Vorstand der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte traf sich im CIIT auf dem Lüttfeld mit Prof.Dr.Hinrichsen, um sich über den Forschungsschwerpunkt „Industrie 4.0“ informieren zu lassen. Friedrich-Wilhelm Held verdeutlichte die Neugier interessierter Außenstehender: „Keiner weiß bisher Genaueres.“ Die Hauptfragestellung dabei sei: „Was machen die gravierenden Industrie-4.0-Veränderungen mit den Menschen?“ Weitere Teilnehmer der Gesprächsrunde waren junge Wissenschaftler und Unternehmensberater, die im Umfeld der TU Dortmund einen Gesprächskreis zu diesen Themen gebildet haben. Auch mit ihnen wird sich die Lippische Gesellschaft weiter austauschen, wurde vereinbart. Professor Hinrichsen stellte zunächst die Besonderheiten des CIIT vor.
Das CIIT in Lemgo ist ein privatwirtschaftliches Forschungsinstitut, das zusammen mit Partnern aus der regionalen Industrie sehr erfolgreich arbeite. Die Räumlichkeiten mussten bereits erweitert werden und in einem weiteren Bau entstehe die „Smart-factory“, also eine digitale Fabrik zur realitätsnahen Anwendungsforschung. Im Forschungsbereich werde mit dem Fraunhofer-Institut zusammengearbeitet – einmalig für eine Fachhochschule – und das CIIT sei Teil des Spitzenclusters „It´s OWL“. Dies wiederum sei eins von 10 Zukunftsprojekten, das von der Bundesregierung gefördert werde, und zwar mit 40 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Erhofft werden Impulse für die mittelständische Industrie, ohne dass der erhoffte Arbeitsplatzzuwachs verifiziert werden könne.
Professor Hinrichsen stellte zunächst die Entwicklung von der Industrieproduktion 1.0 bis zur Stufe der Industrie 4.0 vor, also von der Mechanisierung über die Fließband-Massenproduktion bis hin zur digitalen Vernetzung von Planung, Produktion und Vertrieb heutiger Tage. Nach seiner Einschätzung verändere sich durch die „Industrie 4.0“ nicht alles mit den oft befürchteten dramatischen Arbeitsplatzverlusten, er gehe davon aus, dass sich auch traditionelle Produktionsformen erhielten, allerdings mit einer Verschiebung zur „Industrie 4.0“-Produktion. Es handele sich um einen evolutionären, nicht um einen revolutionären Prozess.
Die verschiedenen, miteinander in Beziehung stehenden Forschungsschwerpunkte beschrieb Prof.Hinrichsen in der „Lemgoer Perspektive“ zur industriellen IT-Vernetzung. Dazu gehören Forschungen zur Arbeitsproduktivität, der Investitionseffizienz und zur Material- und Energieeffizienz sowie zur Organisation geringer Durchlaufzeiten von Material und Produkten. Wichtig seien die Beschäftigten, die diesen Wandel mittragen müssten, mit ihrer Arbeitszufriedenheit und Motivation. Schließlich sei auch die Kundenzufriedenheit in den Blick zu nehmen.
In der Diskussion wurde deutlich, dass die neuen Entwicklungen verstärkt ins öffentliche Bewusstsein rücken müssten. Schließlich gehe es um angemessene schulische Qualifikationen und neue Formen kontinuierlicher Weiterbildung. Die Arbeitswelt verändere sich noch einmal enorm – mit positiven und negativen Auswirkungen. Vorsitzender Hermann Haack bedankte sich bei Prof.Dr.Hinrichsen ausdrücklich für den fachlich-nüchternen Vortrag und skizzierte die Absicht der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte, an der notwendigen Diskussion dieser wichtigen ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen weiter aktiv teilzunehmen.