Mit der „Offenen Werkstatt“ ist im Besucherzentrum von Phoenix-Contact in Blomberg der für Interessierte offene Teil der lippischen Kulturentwicklungsplanung zuende gegangen. Jetzt wird der professionelle Kulturentwicklungsplaner Reinhart Richter aus den vielfältigen Ideen einen systematischen Abschlussbericht entwickeln müssen. Und dann werden der Kulturausschuss des Landesverbandes und der Kreistag über Realisierungsansätze beraten. Ob und gegebenfalls wann dann tatsächlich konkrete Verbesserungs- und Entwicklungsvorschläge realisiert werden, steht noch in den Sternen.
Kreis und Landesverband müssen Zuständigkeiten klar definieren
Zumal die Aufgaben- und Arbeitsteilung zwischen Landesverband und Kreis keineswegs klar geordnet ist. Anders gesagt: Wer für die Ausweitung von Kooperationen mit den notwendigen Vernetzungssystemen, für Schwerpunktsetzungen, für nachhaltige Bürgerbeteiligung oder für Marketing, also insgesamt für die professionelle Organisation sowohl von traditionsreicher als auch moderner Kultur die finanzielle Grundlage bieten will oder kann, muss noch geklärt werden. Die Vertreter der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte haben genau diesen Aspekt in die Diskussionen eingebracht.
In der Abschlussveranstaltung war schließlich auch Landrat Friedel Heuwinkel mit der Vorstellung des Entwurfs des „Entwicklungskonzepts 2025“ erster Referent. (Hier seine Präsentation.) In den bisher ausformulierten „Leuchtturm-Projekten“ für Lippe taucht die Kulturentwicklung nicht auf. Dennoch war seine Präsentation sicher so zu verstehen, dass es zumindest eine enge Abstimmung oder Verzahnung geben könne. Das bedarf allerdings noch ausdauernder Diskussionen.
Gemeinsame internetgestützte Kulturplattform unerlässlich
Eine gemeinsame Kulturplattform muss alle lippischen Kunst- und Kulturangebote ordnen und für unterschiedliche Zielgruppen ansprechend präsentieren. Sie muss offen sein für alle Akteure, sowohl haupt- wie ehrenamtliche und vor allem auch für die Künstlerinnen und Künstler. Sie bietet vielfältige Formen für koordiniertes Vorgehen, für Absprachen und Erfahrungsaustausch. Sie ist offen für Meinungsäußerungenvon Besuchern und Beteiligten und bietet organisatorisches Hintergrundwissen, immer wieder aber auch das verlinkte Angebot zu kulturellen Hintergrundinformationen. Ein aktueller digitaler Kalender und die Verknüpfung mit den modernen sozialen Medien wie Facebook ist dann selbstverständlich. Es gäbe dabei auch die Möglichkeit, künstlerisches Arbeiten, ja auch Kunstwerke digital in Wort, Foto und Film zu präsentieren. Auf dieser lippischen Kunst- und Kulturplattform ließe sich auch mit neuen digitalen Kunstformen experimentieren.
Da eine solche Internetplattform brandaktuell sein muss, umfassende redaktionell bearbeitete Informations- und Zusatzangebote bieten muss, zudem eine breite Info-Einspeisung und Beteiligung Interessierter braucht, ist die professionelle Präsentation mit der entsprechenden Systematik unerlässlich. Eine Redaktions- und Administrationsfachkraft wird gebraucht und kostet Geld. Dieses Geld wäre gut angelegt, denn nur so kann eine wahrnehmbare lippische Kulturszene und -identität entstehen.
Mit der Entstehung einer professionellen Internetplattform wird es dann auch leichter sein, ein jährliches lippisches Festival als ein Event für Beteiligte und Interessierte stattfinden zu lassen – auch ein Vorschlag aus den Arbeitsgruppen der Kulturentwicklungsplanung.
Planvolle Kooperation von Haupt- und Ehrenamt schafft neue Möglichkeiten
Ausbaufähig ist bei manchen kulturellen Angeboten in Lippe die systematische Kooperation der dort hauptamtlich Arbeitenden mit ehrenamtlich Interessierten. Wo dies bereits geschieht, z.B. im Weserrenaissance-Museum, können die Erfahrungen für andere nutzbar gemacht werden. Dieser „Keywork-Ansatz“ kann insbesondere bei jüngeren Senioren, aber auch bei Jugendlichen – in Kooperation mit Schulen oder Jugendeinrichtungen – und auch bei interessierten Migranten neue Chancen und Angebote eröffnen. Natürlich würden ehrenamtlich Interessierte durch die Zusammenarbeit mit den Profis vielfältige neue Kenntnisse erwerben. Wenn sie dann in Projektplanung und -organisation weitergebildet würden, könnten sie diese Fähigkeiten bei neuen Zielgruppen aus ihrem eigenen Umfeld konkret umsetzen. Es könnte ein regelrechtes Schnellballsystem durch Kunst- und Kulturprojekte und ihre öffentlichen Präsentationen entstehen. (Weitere Informationen.)
Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte setzt Schwerpunkte
Die Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte hat im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung in den drei Arbeitsfeldern „Regional-Politische Rahmenbedingungen“, „Grundlagen für die Präsentation und Vernetzung aller Kunst- und Kulturinitiativen“ und für „neue Formen der professionalisierten Kooperation von Haupt- und Ehrenamt“ Schwerpunkte gesetzt und diese in den Arbeitsgruppensitzungen immer wieder erläutert. Bleibt zu hoffen, dass sich dies auch in dem Abschlussbericht angemessen wiederfindet.