Großes Interesse an Energiewende

Großes Interesse an Energiepolitik

Damit hatten die Organisatoren nicht gerechnet. Im Zumtobel-Lichtforum wollten mehr als 6o Interessierte über die Energiewende diskutieren. Aus allen Nebenräumen mussten noch Stühle geholt werden, bevor der Vorsitzende der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte, Ex-MdB Hermann Haack,  die Gäste begrüßen konnte. Achim Südmeier, RWE-Vorstand, und Dr. Dieter Attig schufen mit Eingangsstatements die Grundlagen für engagierte Diskussionsbeiträge zu den Kosten der Energiewende und der notwendigen Energiepolitik. Zu Beginn konnte Martin Finkmann als Gastgeber der Zumtobel-AG deutlich machen, dass sein Unternehmen mit der Lichttechnologie-Entwicklung und mit nachhaltigen Projekten zur Nutzung regenerativer Energien einen engen Bezug zur Thematik des Abends hat.

Achim Südmeier (RWE) beschrieb in seinem Eingangsreferat die Schwierigkeiten durch die Parallel-Existenz zweier Energiesysteme, dem traditionellen mit Großkraftwerken für fossile Brennstoffe und dem System der Nutzung regenerativer Energieträger. Dies verursache Sonderkosten, die zurzeit allein von den Stromverbrauchern gezahlt werden müssten. Sein Unternehmen stecke in dem Dilemma, dass es Großkraftwerke für die Lückenzeiten bereit halten müsse, in denen Wind und Sonne zu wenig Strom produzierten. Deshalb müsse diese Lieferbereitschaft wie bei einer Feuerwehr als Gesamtleistung bezahlt werden und nicht nur der tatsächlich zu liefernde Lücken-Strom. Achim Südmeier machte auch deutlich, dass auch RWE zunehmend in dezentrale regenerative Energieerzeugung und Beteiligungsdienstleistungen einsteige. Er beklagte die häufig diffuse und langfristig wenig kalkulierbare Energiepolitik.

Der Kritik an der Energiepolitik stimmte auch Dr. Dieter Attig zu. Er machte engagiert deutlich, dass die dezentrale regenerative Energieerzeugung mit den sich technologisch weiter entwickelnden Speichersystemen schon jetzt die Gesamtenergieversorgung gewährleisten könne. Gesamtwirtschaftlich betrachtet würden dabei keineswegs höhere Kosten entstehen. Die Energiewende finanziere sich selbst, weil enorme Import-Rohstoffkosten eingespart werden könnten. Steigende Strompreise – auf die Verbraucher umgelegt – beruhten auf einer „Strompreislüge“, auch deshalb, weil Steuern für andere staatliche Aufgaben gleichzeitig abgeschöpft würden. Er plädierte vehement für eine konsequente Fortsetzung der Energiewende.

A. Südmeier (li.) und Dr. Dieter Attig auf dem Podium

A. Südmeier (li.) und Dr. Dieter Attig auf dem Podium

Die Diskussion mit den Anwesenden, moderiert von Rolf Eickmeier, bewegte sich zwischen der Forderung nach konsequentem Ausbau regenerativer Systeme, vor allem auch aus Klimaschutzgründen, und der Skepsis gegenüber dem deutschen Weg. Internationale Wettbewerbsnachteile und der Wegfall von Arbeitsplätzen wurden häufig befürchtet. In ihren Antworten machten die beiden Fachleute klar, dass sie die Notwendigkeit und die Möglichkeit der Veränderung der Energieversorgungssysteme nicht in Zweifel ziehen. Unterschiedlicher Meinung waren sie in der Einschätzung der Entwicklung von Speichersystemen und der Dauer und Finanzierung des Übergangs. Eine Verhinderungspolitik sei weder auf Bundes- noch auf kommunaler Ebene vertretbar. Die jetzt von der Bundesregierung vorgelegten Eckpunkte zur EEG-Reform müssten kritisch geprüft werden. Einige Teilnehmer wiesen auf die Protestveranstaltungen gegen die von Wirtschaftsminister Gabriel geplante Deckelung des Ausbaus von Sonnen- und Windenergieerzeugung hin.

Trotz vielfältiger Fortschritte könne und müsse auch in Lippe noch mehr getan werden, betonte Dr. Attig mit Blick auf  vorgeschlagene Verhinderungsregelungen beim Bau von Windkraftanlagen, z.B. durch große Abstandsflächen. Lippe sei keine „Insel der Seligen“, wie Rolf Eickmeier mit dem Verweis auf 45,2 Prozent dezentraler Energierzeugung aus erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung am Gesamtstromverbrauch vermutet hatte.

EnergieVeranst1aFriederich Wilhelm Held, der stellvertretende Vorsitzende der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte, bedankte sich bei den Fach-Referenten und natürlich auch beim Publikum für die engagierte Diskussion und versprach, dass die Lippische Gesellschaft auch in Zukunft brisante Themen zur öffentlichen Diskussion stellen werde.

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