Lippischer Kulturmanager und Verkauf von Warhol-Werken

(RE) Das sind zwei Fragen, die nachdenklich machen können – erst recht natürlich die Teilnehmer*innen der Themenfahrt „Kunst und Kultur – Stützen der Gesellschaft“. Braucht Lippe einen recht hoch zu dotierenden Kulturmanager oder eine entsprechende Managerin? Die Chefin des lippischen Landesverbandes und die schwarz-grüne Mehrheit in der Verbandsversammlung sind entschieden dieser Meinung. Die andere Frage: Sollen landeseigene Einrichtungen nicht endlich mal den internationalen Kunstmarkt („Oligarchenmarkt“) beim Verkauf teurer Kunstwerke nutzen? Sollen also 100 Millionen Euro für zwei Werke von Andy Warhol aus Spielbankbeständen helfen, u.a. eine neue Spielbank in Köln zu bauen?

Öffentliche Projekte durch Kunstverkäufe finanzieren?

So konnte man in den letzten Tagen lesen, dass die Casino-Gesellschaft Westspiel als Besitzer von Warhol-Werken sich mit der Versteigerung sanieren will – und steht deshalb in der Kritik. Auch die rot-grüne Landesregierung muss sich Vorwürfe anhören. Westspiel gehört nämlich indirekt dem Land. Ein Vertreter des NRW-Finanzministeriums teilte im Ausschuss mit, aus den Abgaben von Westspiel an das Land – in den vergangenen sechs Jahren zusammen 250 Millionen Euro – würden pro Jahr rund 24,5 Millionen Euro an die Stiftung Wohlfahrtspflege weitergeleitet. Auch zahlreiche weitere Projekte aus dem Sozial- und Kulturbereich profitieren demnach von den Casino-Einnahmen.  Die Erlöse sollen, wie man hört, jetzt auch dazu dienen, in Köln ein neues Casino zu bauen.

Sogar die BILD-Zeitung spricht nun von einem Kultur-Skandal. „Es hat meines Wissens noch keine Landesregierung nationales Kulturgut veräußert, um damit Löcher im Haushalt zu stopfen“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zu BILD am SONNTAG. „Die Versteigerung der beiden Warhol-Gemälde aus öffentlichem Besitz wäre ein Tabubruch mit fatalen Folgen. Das könnte Schleusen öffnen.“

Schon am Mittwoch hatten sich 26 Museumsdirektoren aus Nordrhein-Westfalen in einem Brief an die Landesregierung über die Aktion empört. Donnerstag warnte der Deutsche Kulturrat vor „dem nächsten Schritt“, die verschuldeten kommunalen Haushalte mittels Kunstwerken aus dem Bestand öffentlicher Unternehmen zu sanieren, und forderte Monika Grütters auf, „den Verantwortlichen in NRW auf die Finger zu klopfen“. Die Museumsdirektoren sagen auch, wenn verkauft werde, dann müsse der Erlös zumindest wieder für Kunst ausgegeben werden.

Welche Aufgaben für lippischen Kulturmanager?

Und Lippe s0ll nun einen Kulturmanager bekommen. Etwas dubios allerdings mutet das Entscheidungsverfahren an. Eine Ziel- oder Aufgabenbeschreibung gibt es für die Bewerber nicht – nur die Dotierungszusage von 120.000 Euro pro Jahr. Die genaue Aufgabenbeschreibung soll erst entwickelt werden, wenn ein Bewerber/eine Bewerberin da ist bzw. eingestellt worden ist, hört man von der Landesverbandschefin. Da der Landesverband Lippe finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, müsste der Manager oder die Managerin dann ja wohl deutlich mehr  erwirtschaften als er verdient . Ein eher gewagtes Spiel.

Und es ist einfach krass, mit welcher Kaltschnäuzigkeit von der inhaltlichen Diskussion über Ziele der lippischen Kunst- und Kulturpolitik abgesehen wird. Das ist allerdings nicht nur in Lippe so, wie der Bonner Museumsintendant Prof. Berg in der Diskussion während der Themenfahrt überzeugend schilderte.

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