Am zweiten Tag der LGPZ-Themenfahrt in die Lausitz ging es um die Hintergründe des tiefgreifenden Wandlungs- und Entwicklungsprozesses in der Lausitz. Matthias Loehr, Leiter einer regionalen Arbeitsgruppe des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) beschrieb, wie versucht wird, die Menschen in der Region für den großen Entwicklungs- und Wandlungsprozess zu gewinnen. Selbstverständlich gehe es als Grundlage immer darum, Arbeitsplätze – auch sich verändernde, aber gute Arbeitsplätze, zu haben. Entscheidend wichtig sei die möglichst breit angelegte Beteiligung und Mitbestimmung der Menschen bei allen Veränderungsprojekten. Der DGB sehe seine Hauptaufgabe darin, diesen Beteiligungsprozess zu ermöglichen und fachkundig zu begleiten.
In Cottbus und Görlitz gebe es unter dem Slogan „RevierWende“ DGB-Teams für diese Arbeit. Auch in anderen Strukturwandelregionen beteilige sich der DGB mit Projektbüros, zum Beispiel in Halle/Saale und Pegau, aber auch in Saarbrücken und im nordrhein-westfälischen Bedburg. Dadurch sei Erfahrungsaustausch zwischen den Regionen möglich und die notwendige Zusammenarbeit betroffener Bundesländer sowie mit dem Bund werde gewährleistet. Die zugesagten Finanzhilfen des Bundes in Höhe von 17,2 Milliarden Euro für die Lausitz und die Unterstützung für die anderen betroffenen Regionen könnten erfolgversprechend nur in einem solch breiten Beteiligungsprozess eingesetzt werden.
Um die Dimension dieser Transformationsaufgaben zu erfassen, müsse man sich in Erinnerung rufen, dass nach 1989 in Textil-, Glas- und Energieindustrie in der Lausitz 90 Prozent der Arbeitsplätze verloren gegangen seien und die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent gelegen habe. Bis 1995 habe es einen Rückgang der Geburtenrate um 50 % und einen Verlust der Bevölkerungszahl um 25% gegeben. Diese Zahlen könnten die damit verbundene Hoffnungslosigkeit nicht annähernd widerspiegeln. Es komme darauf an, diesen Trend umzukehren, den Menschen konkret erfahrbare Perspektiven zu eröffnen, wieder Rückkehr und Zuzug zu ermöglichen und vor allem die jungen Menschen mit ihren Familien in der Region zu halten.
Matthias Loehr konnte für all diese Ziele Beispielprojekte und Maßnahmen beschreiben, die eine Zukunftsperspektive eröffnen. Die LGPZ-Reisenden waren vor allem von dem offenen Beteiligungs- und Entwicklungsansatz überzeugt, der über die Region hinaus beispielgebend sein könne.