Anregungen zur politischen Bildung für die LGPZ
Politische Bildung – das ist das Kernanliegen der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte seit 36 Jahren. Inhalte, Schwerpunkte und Formen ändern sich. Die LGPZ hat dabei immer über den Tellerrand hinausgeschaut, um von anderen aktiven Menschen in anderen Regionen zu lernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die diesjährige „Themenfahrt“ führte nach Weimar unter dem Motto „Demokratie leben – Weimarer Erinnerungskultur“. Viele Eindrücke dieser Reise finden sich in der ausführlichen Berichterstattung wieder. Eine Frage jedoch bewegt angesichts der Wahlergebnisse zu den Landtagen und zum Europaparlament ganz besonders: Wie kann durch erlebbare politische Bildung – gerade auch für junge Menschen – Demokratie und Vielfalt gefördert werden? In Weimar hat die Reisegruppe der LGPZ dazu beeindruckende Anregungen gefunden – vielleicht auch Anregungen für Lippe?
Im historischen Stadtzentrum: Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Weimar
Die Reisegruppe der LGPZ hatte das Glück, mit dem Referenten für Europapolitische Bildung, Steve Eichler, sprechen zu können. Dafür interessiert sich die LGPZ ,vor allem auch vor dem Hintergrund der eigenen lippischen Europa-Projekte. Weitere Schwerpunkte der EJBW sind „Internationale Jugendbegegnungen“, „Demokratie lernen und leben“ und „Historisch-politische Bildung“. Es heißt in der Informationsbroschüre der EJBW. „Diese Arbeitsschwerpunkte resultieren … aus den Herausforderungen, mit denen sich die Demokratie in Thüringen, Deutschland und Europa konfrontiert sieht und den Themen des Lernortes Weimar.“ Ganz bewusst und gezielt ist diese europäisch ausgerichtete Bildungsstätte also im Stadtkern Weimars eingerichtet worden.
Der pädagogische Leiter der EJBW Eric Wrasse formuliert als Leitfrage für die Arbeit: „Was stärkt und was gefährdet Demokratie?“ Und die Verwaltungsleiterin Ina Roßmeisl ergänzt: „Wir wollen alle Ressourcen, die wir haben, dafür einsetzen, dass Thüringen demokratisch, vielfältig, inklusiv und weltoffen bleibt.“
Einen Einblick und Einstieg in die vielfältigen Aktivitäten der EJBW finden sich auf der Website, viel Anregendes auch im Herbst-Newsletter. Wie andere demokratisch-politische Bildungseinrichtungen und viele zivilgesellschaftlichen Initiativen hofft auch die EJBW auf die weitere Unterstützung des Engagements durch das Land Thüringen und die Stadt Weimar. Konkret blicken alle auf die Bildung einer Regierungskoalition in Erfurt, die mit dem Haushalt für das nächste Jahr diese Arbeit auch in Zukunft ermöglichen soll.
Die EJBW ist eine vom Land Thüringen und der Stadt Weimar getragene Stiftung. Diese große und professionelle Einrichtung im historischen Stadtkern Weimars hat in den Jahren 2017/18 nicht weniger als 27.000 Übernachtungen pro Jahr gehabt. Allen interessierten Gruppen aus Nah und Fern wird die Möglichkeit geboten, dort mehrtägige Veranstaltungen zu besuchen. Es gibt lokale Partner-Initiativen, Partnerschulen und außerschulische Partner in 17 Landkreisen Thüringens und in 6 kreisfreien Städten, Kooperationspartner in 15 von 16 Bundesländern und es gibt Partner in 25 EU-Staaten und in 17 weiteren europäischen Staaten.
Lokaler Aktionsplan für Demokratie – Nicht nur in Weimar, auch in Lippe?
Ein wichtiges Projekt in der EJBW, aber auch in der gesamten Stadtgesellschaft, ist ein „Lokaler Aktionsplan“. Was ist der Lokale Aktionsplan? Ziele des Lokalen Aktionsplans sind die Stärkung der Demokratie, des zivilgesellschaftlichen Engagements und einer Kultur des respektvollen Miteinanders in Weimar. Demokratiefeindlichen Phänomenen, Gewalt und Menschenfeindlichkeit soll entgegengewirkt werden. Dies soll möglichst planvoll und gemeinschaftlich mit allen Akteuren der Stadt entwickelt und ermöglicht werden. Lokale Aktionspläne gibt es nicht nur in Weimar, sondern auch in vielen anderen Städten. Wäre das vielleicht auch eine Möglichkeit für lippische Städte und Gemeinden?
Häufig werden „Lokale Aktionspläne für Demokratie“ von dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ unterstützt. Auch das LGPZ-Projekt „europa-mein-dein-unser“ , in dem Jugendliche aktiv an die Grundsätze der europäischen Gemeinschaft herangeführt werden sollten, wurde mit Hilfe des Kreises Lippe durch „Demokratie leben“ gefördert.
Was kann die LGPZ tun?
Die Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte könnte die eigenen Erfahrungen durch die diesjährige Themenfahrt nach Weimar in Verbindung mit ihrer Beteiligung im Lemgoer „Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ und durch das eigene Europa-Jugend-Projekt auswerten für Vorschläge zur Weiterentwicklung der Demokratie vor Ort in Lippe.