Neue Form der Solidarität in „Industrie 4.0“ nötig

Robert Chwalek in Cafe Vielfalt

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren immer schneller verändert. Das wird unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ so weiter gehen. Die damit verbundenen Fragen hat die Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte in ihrer Veranstaltungsreihe „Politik am Samstagvormittag“ zusammen mit Rober Chwalek beleuchtet. Robert Chwalek ist als Betriebsratsvorsitzender der Weidmüller AG und als zweiter Bevollmächtigter der IG Metall täglich mit Fragen der Digitalisierung von Fertigungsprozessen beschäftigt. Er konnte praxisnah beschreiben, wie wichtig dabei die solidarische Vertretung Beschäftigteninteressen ist.

„Wir konnten schon oft zeigen, dass der erste betriebswirtschaftliche Gedanke, Kosten durch Entlassungen einzusparen, im Interesse des Unternehmens keineswegs der beste ist.“ Stattdessen sei größtmögliche Information aller Beschäftigten bei neuen Entwicklungen erforderlich. Dann könne gemeinsam in Projekten nach den bestmöglichen Lösungen gesucht werden. Robert Chwalek beschrieb Beispiele aus seinem Unternehmen, in denen dadurch gute Lösungen im Interesse der Beschäftigten entwickelt worden seien, aber nur, weil von Anfang an die Erfahrungen und die Sichtweise der Beschäftigten eingebunden worden seien. Die ostwestfälische Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen sei ebenfalls sehr hilfreich. „It´s OWL ist natürlich ein Musterprojekt“, konnte er bestätigen.

Die betrieblichen Fortschritte und Erfolge, z.B. festgeschrieben in Betriebsvereinbarungen, seien allerdings nicht immer im öffentlichen Bewusstsein. Das gelte auch für fortschrittliche Tarifvereinbarungen zwischen IG Metall und Arbeitgebern mit flexibleren und tendenziell niedrigeren Arbeitszeiten. Die IG Metall habe dabei möglicherweise auch ein Vermittlungs- und Marketingproblem. „Die gewerkschaftlichen Initiativen und Erfolge müssten viel stärker herausgestellt werden.“

Auch die Schattenseiten der Digitalisierung wurden diskutiert. Wird Arbeit in vielen Tätigkeitsfeldern durch die Digitalisierung in atomatisierten Fertigungs- und Organisationssystemen überflüssig? Gibt es eine zunehmende Kluft zwischen hoch qualifizierten Beschäftigten und denen, die dabei nicht mithalten können? Die Gefahren und Probleme müssten frühzeitig erkannt werden, bestätigte Robert Chwalek. Dann könne eine solidarische Entwicklungsstrategie neue Chancen für Arbeitnehmer eröffnen. Dabei spiele Bildung und ständige Qualifizierung die entscheidende Rolle. Auch mit Hilfe moderner Assistenzsysteme sei Arbeit für viele zu organisieren. Es komme darauf an, Solidarität in die Praxis umzusetzen. Das sei mit Hilfe des Betriebsverfassungsgesetzes, aber nur mit starken Gewerkschaften möglich.

In der angeregten Diskussion spielte die Notwendigkeit solidarischer Interessenvertretung eine große Rolle. Beschäftigte müssten in betrieblichen Entscheidungen umfassend beteiligt werden.  Wenn dann in Projekten mit allen Beteiligten konkrete Veränderungen vorgeschlagen und erprobt werden könnten, sei dies eine große Chance für alle Beschäftigten. „Solidarität“ würde wieder mit Leben gefüllt und gewinne dabei eine neue Bedeutung.

Robert Chwalek möchte mit der konkreten Interessenvertretung für viele Beschäftigte im Zeitalter von „Industrie 4.0“ wieder mehr Mitglieder für die Gewerkschaften gewinnen und hofft auch auf verbesserte politische Rahmenbedingungen in den Bereichen Bildung und Arbeitszeitgestaltung.

„Wir brauchen eine moderne Form der Solidarität“, betonte Vorsitzender Hermann Haack in seinem Schlusswort.

Diesen Beitrag teilen:

Kommentare sind deaktiviert.